SCHWARZ

Sehr medienwirksam wird seit gestern in Polen durch die PiS Regierung an neuen Sonderregelungen geschmiedet, um normale freie Medien wie Zeitungen, Magazine, Radios am Umsatz zu hindern. Neue PiS Steuergesetzte müssen her, um die Werbeeinnahmen dieser Zeitungen für sich zu nutzen und um nur eigene PiS Medien finanziel zu stärken, "Konkurenz" bzw. "andere meinung" abzubremsen und sich selbst zu bevorzugen. So jedenfalls liest man diese Stunden und Tage die neuesten Nachrichten aus Polen und vielen Publikationen der Sozialalen Medien.

Die freien und (noch) funktionierenden Medien streiken, indem sie Nachrichten nicht senden oder nur schwarze Flächen publizieren.

So einfach geht Protest, so simpel zeigt man Solidarität und unterstützt sich gegenseitig.

Ein neuer Schwarzton in Polen wird sich also durchsetzen, mit und durch die Frauenbewegungen und im Kampf um freie Meinungsäußerung, für freie Medien und freie rechtschaffende Gerichte, um schlussendlich auch Gerechtigkeit und Demokratie für alle zu erhalten.

Doch ist schwarz der passende Ton?


Alles Out of Focus ist schwarz (Zitat - unbekannt)
eine andere Geschichte


Es ist über einen white Man, der eher ein Herr Niemand ist, dem ich aber hier einen Namen geben möchte: Herr Wittemberg soll erheissen. Er könnte ein Ausserirdischer sein, ist es aber nicht wirklich. Er ist ein Mensch aus Fleisch und Blut, ein einfacher Mann, der irgendwas irgendwann verlohren hat und in seinem eigenen Film unter Eigenregie lebt.

Herr Wittemberg, oder soll ich doch Herr Niemand schreiben?, hat trotz frostiger Temperaturen fast nichts an ausser Unterhosen, einfachen grauen Schuhen und einem Overall in weiss, die gerissenen Stellen rechts seitlich am Rücken provisorisch mit blauem Band verklebt. Kein Unterhemd mitten im Winter doch eine Mütze auf dem Kopf und ältere benutzte Maske. Er läuft mit einem Einkaufswagen spazieren, sucht nach leeren Flaschen, die er für Flaschenpfand zurückgibt. Meist geht er zum Rossmann. Die wenigen Kunden beeilen sich mit ihrem Einkauf. Er scheint etwas intensiver zu riechen. Dort kauft Herr Wittemberg gerne ein. Heute sind es mehrere Tüten Chips und Weingummi. Eine kleine Flasche Coca Cola auch. Mit einem zweiten Einkaufswagen rollt er aus der Drogerie raus zu seinem mit Zeitungen vollen, den er um die Ecke im Hof und nahe der Mülltonnen etwas versteckt geparkt hatte. Dann wird langsam und gedächtig umgeladen und umorganisert. Die Chipstüten reist er behutsam auf. Vorsichig schüttet Herr Wittemberg alles in andere Papiertüten um. Die einen Chips in diese, die anderen Chips in andere, Weingummis auch nochmal in die dritte Papiertüte, auf der etwas über Natur und Ökologie steht. Eine Informationszeitung hält er auch in den Händen, überlegt wohin mit ihr, hebt eine vierte Papiertüte heraus und legt die Zeitung ohne sie zu verknicken akkurat hinein. Die Verpackungen werden ebanfalls geordnet, parallel in den Einkaufswagen zurückgelegt, den er Rossman inklusive der Verpackungen zurückgibt.

Ich beobachte ihn, den Mann ohne Namen und überlege, wie ich über das bischen Leben und sein Organisationstalent Zeugniss ablegen könnte. Mein Auge schreibt mit, meine Kamera ist bereit, als er aus seinem Versteck kommt und ich?...  überwinde mich, drücke ab.

Sein Einkaufswagen habe ich mir in der Zwischenzeit seiner Abweseneit genauer angeschaut. Vielleicht sein Ein&Alles? Vielleicht ein Einkaufswagen von vielen? Voller guter Zeitungen, getapelt und geordnet.

Die eine Colaflasche hätte er sich sparen können. Er hatte noch andere Limonade und Wasser. Er hätte auch auf dem Markt daneben eine warme Suppe kaufen können. Vielleicht hätte er sie durch sein Erscheinen auch umsonst bekommen, denke ich in mich hinein. 

Herr Wittemberg scheint zu wissen, was er wie tut. Er ordnet gerne, das was er ordnen kann und dass was er für sich braucht. Und er braucht auch eine Cola. Ordnen scheint sein Ritus zu sein plus 1x Rossman und zurück vorbei an Blicken derer, die den Blick nicht wegwenden.

Ich möchte noch ein letztes Bild machen.

Meine Kamera klickt.

Als Bild erscheint nun nur SCHWARZ.
Ein programmierter Stopper der Systemfotografie? der sagen will: Das hier, dass zeigst Du bitte nicht... den Herrn Wittemberg oder wie Du ihn nanntest, wollen wir nicht sehen... dieser Lebensetwurf hat keine Zukunft und sollte im Dunkeln bleiben... Schaffe Vorbilder, keine Schrecksekunden!

Ich trotze... wie ihr lesen könnt... dämonstriere sogar...
und erinnere mich an einen Zaunspruch: "The Eyes are useless, when the mind is blind."

Emanuela Danielewicz
Gedanten Tanken am Freitag, der 11.02.2021

 

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